Karin Nemec ist die Geschäftsführerin und Mitbegründerin von Grünfin.
Sie kennt die Finanzwelt in- und auswendig. So gut, dass sie in der Lage war, ein komplexes System wie eine Bank von Grund auf neu zu entwickeln. Sie liebt es, Dinge zu verbessern - und das ist nur einer der Gründe, weshalb sie ihre Zeit für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele unseres Planeten einsetzt.
Karin stammt ursprünglich aus Estland und hat fünf Jahre lang mit ihrem kanadischen Ehemann, den sie an der IESE Business School kennengelernt hat, in der pulsierenden Stadt Shanghai gelebt. Mittlerweile haben sie zwei Kinder und ihren Wohnsitz seit mehr als fünf Jahren in Frankfurt am Main und in den österreichischen Alpen.
Was ist deine Aufgabe bei Grünfin?
Grünfin ist eine Plattform für nachhaltige Investitionen für Menschen, die mit ihrem Handeln etwas bewirken wollen.
Meine Funktion lässt sich am besten mit der Mission unseres Unternehmens beschreiben: Es allen so einfach wie möglich zu machen, durch nachhaltige und auf den persönlichen Werten beruhende Investitionen zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen.
Ich schätze es sehr, mit einem großartigen Team von talentierten Menschen zusammenzuarbeiten. Wir hoffen, dass wir gemeinsam das Maß an Fachwissen, das für nachhaltiges Investieren erforderlich ist, senken können. Momentan ist die ganze Sache noch ziemlich undurchsichtig.
Die Entwicklung unseres Planeten nimmt einen ungesunden Verlauf. Deshalb ist es wichtig, den Menschen die Investition in nachhaltige Lösungen und Unternehmen zu erleichtern.
Weshalb ist das so wichtig?
Die meisten von uns wissen, dass unser CO2-Fußabdruck mit unseren Entscheidungen bezüglich dem, was wir essen, wie viel wir fliegen und unserem allgemeinen Konsumverhalten zusammenhängt. Zu den größten unbeachteten Aspekten zählen jedoch unsere Finanzen.
Verschiedene Studien belegen, dass die Umschichtung deiner Altersvorsorge in nachhaltige Fonds im Vergleich zu anderen Optionen eine mehr als 20-fache Wirkung haben kann.
Wenn du also das Fahrrad bereits dem Auto vorziehst und Deinen Müll recycelst, solltest du auch deine Finanzen nicht vernachlässigen.
Ob du einige tausend oder zehntausend Euro investiert hast, ist dabei unwichtig. Wichtig ist, dass deine Geldanlage etwas bewirkt.
Was hast du vor der Gründung von Grünfin gemacht und wie ist es zur Gründung des Unternehmens gekommen?
Während meiner Zeit in der Finanzmarktabteilung der Swedbank habe ich sehr viel über die Finanzwelt gelernt.
Dabei habe ich auch erkannt, dass die Finanzmärkte vor allem auf Risiko und Rendite achten und die Auswirkungen der Investitionen ignorieren.
Das Finanzwesen war sowohl mein Job als auch meine Leidenschaft und so begann ich, mehr über die globalen Herausforderungen in Erfahrung zu bringen und nach Möglichkeiten zu suchen, mit meinem Finanzwissen der Gesellschaft zu helfen.
Ich entdeckte das impact-orientierte Investieren und habe mir die Prinzipien des nachhaltigen Investierens durch die wertorientierte Verwaltung unseres Familienportfolios selbst angeeignet. Darüber hinaus bildete ich mich im Rahmen eines Zertifikatslehrgangs an der Frankfurt School of Finance and Management zum Thema nachhaltige Finanzen weiter.
Je tiefer ich in die Materie einstieg, desto deutlicher wurde mir, dass der Wandel in der Investmentwelt nicht einfach sein würde.
Obwohl es heute weltweit mehr als 3.000 nachhaltige Fonds gibt, ist nur bei 3,6 % davon der Impact ein eigentliches Ziel.
Für mich als Finanzfachfrau war es schwierig, diejenigen Fonds herauszufiltern, die meiner Meinung nach einen wirklichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten - für einen Laien ist dies fast unmöglich.
Die Gründung von Grünfin war zwar ursprünglich nicht beabsichtigt, aber letztendlich der logische Schritt. Das Wissen, das Netzwerk und das Kapital zusammenzubringen und zu versuchen, das System zum Besseren zu wenden, fühlte sich gut an und lag praktisch auf der Hand.
Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Ich stehe normalerweise um 6:00 Uhr auf und versuche, mir den Morgen so stressfrei wie möglich zu halten. Ich arbeite gerne in der Früh und gehe nachmittags spazieren oder joggen, um neue Energie zu tanken. Zudem kommen mir beim Laufen oft die kreative Ideen.
Ich lese gerne und versuche, es mir zur Gewohnheit zu machen, jeden Tag mindestens 15-20 Minuten zu lesen. So komme ich auf 30-40 Bücher im Jahr. Wenn ich unterwegs bin, höre ich gerne Podcasts. Neue Dinge zu lernen ist der beste Weg, um das eigene Weltbild zu erweitern.
Die Wochenenden gehören der Familie und wir verbringen sie gerne im Freien - beim Laufen, Wandern, auf der Skipiste in den Alpen oder beim Schlittschuhlaufen in der Eisarena. Ich bemühe mich auch, jeden Tag kurze Momente der Dankbarkeit festzuhalten.
Um den Fokus auf die entscheidenden Dinge zu lenken, stelle ich mir vor, 115 Jahre lang zu leben. Das gibt einem eine neue Perspektive auf die körperliche und geistige Gesundheit und auf das, was das Leben lebenswert macht.
Nachhaltigkeit ist ein ständiges Thema in deinem Leben. Gibt es Bereiche, in denen du dich deiner Meinung nach noch verbessern kannst?
Der Fokus auf Nachhaltigkeit hat tatsächlich einen großen Einfluss darauf, wie ich an Einkäufe herangehe. Ich versuche, alles möglichst lang - mindestens aber fünf Jahre – zu nutzen.
Ich bin dem minimalistischen “Weniger ist mehr”-Gedanken sehr zugetan. Meiner Meinung nach verschafft er einem Leichtigkeit und einen klaren Kopf.
Mein größter Konflikt ist das Fliegen. Bei Grünfin arbeiten alle Mitarbeiter hauptsächlich remote, aber trotzdem müssen wir uns gelegentlich irgendwo zwischen Deutschland und Estland treffen. Bis heute ist das Fliegen immer noch die schnellste und praktischste Möglichkeit, diese 2.000 Kilometer zurückzulegen.
Ich hoffe sehr auf baldige Durchbrüche in der Luftfahrt oder im Landverkehr, damit uns bessere und umweltfreundlichere Alternativen zur Verfügung stehen.
Was sind deine Ambitionen für Grünfin?
Ich möchte, dass Grünfin das beste Unternehmen ist – nicht das Beste auf der Welt, sondern für die Welt.
Ich hoffe, dass der Tag kommt, an dem bewusstes Investieren, basierend auf Wertvorstellungen und der Berücksichtigung der Auswirkungen von Entscheidungen, zur neuen Normalität wird.
Das würde dazu beitragen, dass mehr Kapital in nachhaltige Lösungen und Unternehmen fließt – was wiederum bedeutet, dass die Menschen wieder beginnen, die Belastbarkeit unseres Planeten und die damit verbundenen Grenzen zu respektieren.
Hoffentlich heißt das auch, dass die Investorengemeinschaft von Grünfin ihren Teil dazu beigetragen hat, die Klimaneutralität unserer Gesellschaft, einschließlich unserer Unternehmen, zu erreichen.
Karin beim Wandern mit ihrer Familie
Karins Buch- und Podcast-Empfehlungen
A Sustainable Future (Podcast): Ein aufschlussreicher Podcast von Jason Mitchell, dem Co-Head für Responsible Investment der Man Group im Gespräch mit einer Reihe von Experten für nachhaltiges Finanzwesen.
The Future We Choose: Surviving the Climate Crisis (Buch): Die UN-Verhandlungsführer des Pariser Abkommens von 2015, Christiana Figueres und Tom Rivett-Carnac, haben ein vorsichtig optimistisches Buch über den weltweiten Klimawandel und das Schicksal der Menschheit geschrieben.
Grow the Pie (Buch): Alex Edmans beschreibt, wie großartige Unternehmen sowohl Sinn als auch Gewinn erzielen können.
Making Money Moral (Buch): Judith Rodin und Saadia Madsbjerg berichten aus erster Hand, wie Investoren jeder Art und jeder Anlageklasse in weltverändernde Lösungen investieren.
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Investiere nachhaltig mit Grünfin. Wir helfen dir, dein Geld in genau das zu investieren, was dir wichtig ist.
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